Wissenswerte Informationen zu Ätherischen Ölen
Ätherische Öle sind komplexe Gemische von verschiedenen Inhaltsstoffen wie Terpene, Ester, Ketonen etc. die in vielen Pflanzen vorkommen. Sie befinden sich in unterschiedlicher Mengen in allen Pflanzenteilen wie Blüten, Blättern, Nadeln, Hölzern, Wurzeln, Harzen etc.
Sie können durch verschiedene Verfahren herausgelöst werden. Am gebräuchlichsten ist die Wasserdampfdestillation (Lavendel, Rosmarin, Thymian…, die Wasserdestillation (Rose), die Extraktion mit Lösungsmitteln (Hexan, Alkohol) also die sogenannten Absolue Öle (Jasmin, Tuberose…), dann die CO² Extraktion mit Quellkohlensäure (Vanille…) die Kaltpressung bei den Citrusölen (Zitrone, Orange…) und die Enfleurage Gewinnung (Gardenia, Lillie...). Jede Gewinnungsart hat Ihre Vor- und Nachteile und entsprechend der jeweiligen Pflanze wählt man die optimalste aus. Nachfolgend eine genauere Beschreibung der Gewinnungsart.
Allgemeines über Düfte
Um Ihnen ein wenig einen Geruchseindruck der ätherischen Öle zu vermitteln, da eine Laboranalyse anhand der Inhaltsstoffe nicht immer den Duft authentisch wiedergibt, - habe ich bei der Aufzählung unseres Sortiments alle Öle nochmals einzeln „durch geschnuppert“. Mehr als zehn Öle am Tag schafft man aber nicht, da sonst die Nase zu ist und nicht mehr auf die feinen Unterschiede der einzelnen Pflanzen reagiert. Ein weiteres Problem des „Schnupperns“ zeigt sich in der Umsetzung des Duftes in Worte. Für viele Nuancen gibt’s einfach keine Beschreibung, und um mich nicht dauernd zu wiederholen und um auch bei der gleichen Pflanzenfamilie mit unterschiedlicher Duftpräsenz diese bildlich und wörtlich darzustellen, bin ich oftmals an meine Phantasiegrenzen gestoßen. Der dritte Punkt war die Einwirkung dieser Öle auf meine geistige Bewegung und den klaren Verstand. Manche Düfte bewirken eine Zunahme von Gehirn-Aktivitäten. Bei etlichen Düften fällt aber eine Klappe zu und ich sitze vor dem Papier und mein Geist braucht eine olfaktorische Zwangspause. Als vierten Punkt bei der Beschreibung von Düften kommt der „eigene“ subjektive Sachverstand ins Spiel. Als Individualist mit 40 Jahren Dufterfahrung muss mein Gesamteindruck der einzelnen Düfte nicht unbedingt mit Ihrer Duftbewertung übereinstimmen. Aber ich denke, eine kleine Duft-Orientierung ist mir gelungen – und sehen Sie es mir bitte nach – wenn’s nicht die Ihre ist. Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis.
Lassen Sie mich noch ein wenig über Düfte plaudern, - vielleicht kann ich Ihnen einige interessante Aspekte vermitteln.
Düfte kann man nicht verallgemeinern, d.h. auf verschiedene Personen wirken Düfte manchmal sehr unterschiedlich, z.B. auch auf bestimmte Volksgruppen. Bei den Einheimischen von Indonesien wirkt der Duft der monströsen Durianfrucht appetitanregend und lecker. Wenn westliche Menschen diesen Duft riechen, bringen sie ihn in Verbindung mit faulig, stinkend und verdorben.
Laut verschiedener Forschungen wirken nur die Düfte von:
- Brandgeruch
- Verdorbenem Fleisch
- Exkrementen
- und Vanille
Und Männer aufgepasst: Der Duft des weiblichen Eisprungs macht die Frau in dieser Zeit besonders attraktiv und Männer „blind“. Was bei Frauen oftmals schon beobachtet wurde. Bei Freundinnen mit guter Beziehung kann sich der Menstruations-Zyklus gleichstellen – und dies hat seine Ursache ebenfalls über den Duft.
Für die Schwangeren unter uns: Beachten Sie, dass ab dem 7. Monat die Riechschleimhaut des Ungeborenen voll funktionsfällig ist. Und wussten Sie, dass man mit der Nase unterschiedlich riechen kann? Durch das rechte Nasenloch empfinden Sie den Duft angenehmer – durch das linke Nasenloch erkennen Sie den Geruch besser (synonym zur entsprechenden Gehirnhälfte). Und was Ihnen bestimmt auch schon aufgefallen ist: nach einer gewissen Zeit merken Sie einen bestimmten Duft nicht mehr, z.B. Ihr Parfüm oder ätherische Öle. Obwohl es weiterhin Ihre Duftaura von sich gibt, riechen Sie es nicht mehr. Ihre Riechzellen (Epithel) sind gesättigt, d.h. von diesem Duft sind diese Duftmoleküle an der Riechzelle angedockt. Machen Sie beim Duftschnuppern eine Pause (frische Luft) und seien Sie gewiss: Ihr Parfüm riecht auch noch, wenn Sie es an sich nicht mehr wahrnehmen.
Was man noch ansprechen sollte, wäre die Möglichkeit der Beeinflussung von Patienten, die im Koma liegen. Dieser Zustand ist auch für Angehörige sehr problematisch, weil man doch so machtlos ist. Aber probieren Sie es doch mal mit natürlichen Düften. Ein leichter Rosenduft erreicht vielleicht auch einen sonst nicht „Erreichbaren“.
Synthetische Parfümöle
Da mich immer wieder Anfragen von Kunden erreichen, die wissen wollen, ob es bestimmte Düfte in natürlicher Form gibt, - hier nochmals die gängigen Parfümöle, von denen es, trotz himmlischer Schwüre auf die Ahnen und sämtliche Gottheiten, dass alles echte Naturöle seien (meistens auf arabischen Märkten), leider nur in billigen synthetischen Kopfwehdüften endet.
Das wären unter anderem: Mohnblüten, Moschus, Passionsfrucht, Gardenia, Orchidee, Birne, Apfelblüte, Kirschblüte, Zyklamen, Litschi, Feigen, Datteln, Wildleder, Eiche, Ebenholz, Kamelie, Pfingstrose und so weiter. Absoluter Schrott! Synthetisch, billig, Kopfweh und Allergien auslösend und vieles mehr... Wenn dann diese Hersteller noch damit vollmundig werben „wie edles Parfüm mit Seele und Tiefgang“, fragt man sich, wo hier die Seele sein soll. Wahrscheinlich im Geldbeutel. So sah ich jüngst ein Angebot eines Händlers mit Gardeniaöl - 10 ml für 8.60 €. Der preisliche Unterschied zu einem Enfleurage Gardeniaöl, welches das 10fache kostet, erklärte er mir damit, dass es wesentlich einfacher sei ein Gardeniaöl zu destillieren wie ein Enfleurage Gardeniaöl. Nun ja, ein Gardeniaöl kann man nicht destillieren, da kommt kein einziger Tropfen heraus. Ein Tropfen eines synthetischen Duftöls auf die Hand und Sie können schrubben wie ein Putzteufel, das ganze Zeug ist so intensiv und furchtbar und geht leider nicht mehr runter. Speiübel wird einem! Mehr will ich dazu nicht sagen.
Gewinnungsarten
Wasserdampfdestillation
Der Pflanze wird mittels Wasserdampf die ätherischen Öle entzogen. Dies geschieht in einer Destille (aus Kupfer, Edelstahl oder Glas), in der die Pflanzen entweder im Wasser oder oberhalb des Wassers auf einem Sieb, - von heißem Wasserdampf durchströmt werden, der dann den Pflanzenduft mit sich reißt. Anschließend wird der Wasserdampf durch einen Kühler geleitet, wo er wieder kondensiert. Das leichtere ätherische Öl sammelt sich auf dem Wasser (Ausnahme Zimt, Haselwurz etc.) und wird durch einen Scheidetrichter wieder vom Wasser getrennt. Verunreinigungen, Schadstoffe und auch Radioaktivität bleiben oftmals im abdestillierten Pflanzengut zurück, so dass die ätherischen Öle in den meisten Fällen relativ sauber sind. Das Destillieren der äth. Öle ist eine Kunst für sich, da Dauer, Druck, Temperatur, etc. der jeweiligen Destillation auf die Pflanze abgestimmt sein müssen und einen großen Erfahrungsschatz benötigen. Und die Ausbeute an ätherischem Öl ist oftmals sehr gering, mit einigen Ausnahmen. Finanziell lohnen tut sich das meistens nicht, höchstens man baut die Pflanzen, die man dazu benötigt in großen Feldern an, wie in Frankreich mit dem Lavandin und fährt dann mit dem Mähdrescher drüber.
Manche Pflanzen lassen sich jedoch nur im Wasser destillieren, also nicht im Wasserdampf. Ein gutes Beispiel ist dafür die Rose. Entgegen allen Beschreibungen in Fachbüchern, dass eine Rose im Wasserdampf destilliert wird, muss ich hier widersprechen. Meine erste Rosendestillation ging hier sprichwörtlich daneben. Die Rosenblüten in der Kolonne, in der die Kräuter oder Blüten normalerweise zur Destillation eingefüllt werden, verklumpen nach dem ersten Wasserdampf der noch durch ging, zu einer zähen undurchdringlichen Maße. Dieses geleeartige Blütengemisch lässt nun keinen Dampf mehr durch. Etwaige Versuche, den Dampf zu zähmen, dass er doch gefälligst durch die Rosen durchströmt, können eine Explosion der ganzen Destille zur Folge haben. Das ist dann wie bei einem Sicomatic. Irgendwann muss der Dampf raus und das kann böse enden. Also, alle Rosenöle, absolut alle, weltweit können nur in einer Wasserdestillation hergestellt werden. Das heißt, dass die Rosenblüten, aber natürlich auch andere Blüten mit ähnlichem Potenzial, im Wasser langsam vor sich hinköcheln und dadurch ein Rosenwasser und Rosenöl entstehen kann.
Durch Wasserdampf destillierte Öle sind relativ lange haltbar und viele Öle benötigen sogar eine gewisse Reifezeit. So ist frisch destilliertes Lavendelöl erst nach ca. einem Jahr Lagerung optimal, - und bei meinem Clementinenblätteröl dauerte es über zwei Jahre, bis es seinen geruchlichen Höhepunkt erreichte. Patschouli, Sandelholz, Vetiver, Rose, Narde, etc. entwickeln erst nach einer langen Reifezeit ihre gehaltvolle Tiefe. Ein zehn Jahr altes Patchouliöl hat eine geruchliche Dominanz mit vielen Nuancen entwickelt, die den jungen Ölen oftmals noch fehlt.
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Extraktionsöle
Einige Blütendüfte im Pflanzenreich sind sehr temperaturempfindlich und erreichen ihren geruchlichen Höhepunkt nur in einem Extraktionsverfahren. (Jasmin, Gartennelke, Champaca, Tuberose etc.). Sehr schön lässt sich der Unterschied mit der Rosenblüte vergleichen. Ein Großteil meiner Rosenöle sind W (Wasser)-destilliert mit einer starken, fast zu konzentrierten Duftnote. Die Rosen absolue-Öle lassen auch die feinen, subtilen Nuancen noch durchkommen, die bei den W-Ölen nur in großer Verdünnung spürbar werden.
Die Blüten werden mit organischen Lösungsmitteln (Ethanol, Hexan) aus dem Pflanzenmaterial ausgelöst und das Lösungsmittel wird anschließend abdestilliert. Zurück bleibt das salbenartige Concrete, welches noch Wachse, Harze und Begleitstoffe der Blüten enthält. Diese werden in einem weiteren Vorgang mit Alkohol getrennt und zurück bleibt das Absolue. Leider bekommt man bei einem Großteil der Blüten die authentische Originalduftnote nicht mit ins Absolue. Charakteristische Duft-Unterschiede wie z.B. bei den Lindenblüten oder Holunderblüten lassen sich immer noch schlecht einfangen.
Enfleurage
Früher wurden Blüten in Öl und Fett (Schweinefett) eingelegt und danach mit Alkohol herausgelöst (siehe Buchhinweis „Das Parfüm“). Sehr aufwändiges und teures Verfahren, das heute doch wieder erwarten an Bedeutung gewonnen hat. Inzwischen gibt es wieder einige Blütenöle , die in Enfleurage hergestellt werden. Das vielleicht heutzutage geächtete Schweinefett hatte und hat aber immer noch seine Berechtigung, wobei ich sagen muß, dass es fast niemand mehr mit Schweinefett als Basis-Grundlage herstellt. Es hat eine immense Duftaufnahmefähigkeit, die fast nicht von anderen Fetten erreicht wird. Aber in der heutigen Zeit ist es einfach nicht mehr vermittelbar, deshalb weicht man auf andere Fette wie Cocosöl, Palmöl oder sonstige Butter und Fette mit geringem Eigengeruch aus.
Die Wiederentdeckung der Enfleurage-Methode hat einen absoluten, nicht mit anderen Gewinnungsmethoden vergleichbaren, Vorteil. Der Duft wird in originalem, authentischem Aroma wiedergegeben. Genauso wie die frische Blüte riecht.
Das läßt sich mit keinem anderen Gewinnungsverfahren bewerkstelligen. Und wenn man heutzutage ein teures Parfüm kauft das (meistens durch die Verpackung) auch über 100.- € kosten kann und aber eigentlich fast immer nur im Chemielabor mit synth. Zutaten kreiert wird, kann man sich auch mal an einem echten Enfleurage-Duft erfreuen und wenn es nur ein paar ml sind. Dieser eingefangene Duft ist etwas Besonderes, nicht nur durch die immense Arbeit in der Herstellung, sondern, das sind wirkliche echte Kostbarkeiten aus der Natur. Duftfaktorisch das wertvollste was die Natur zu bieten hat.
Hier nun zu der aufwendigen Herstellung. Immer noch werden Holzrahmen verwendet, die in der Innenseite mit einer Glasscheibe durchzogen sind. Auf beide Glasscheiben wird das salbenartige Fett oder Butter mit einer Dicke von ca. 3 mm verteilt Blüten können in zwei Klassen unterteilt werden, von denen die eine, zu der Rosen- und Orangenblüten gehören, ihr fertiges Parfüm enthält.
Die anderen, zu denen Jasmin und Tuberose gehören, enthalten entweder kein fertiges flüchtiges Öl oder nur sehr wenig davon. Diese produzieren jedoch kontinuierlich Parfüm als Teil des Lebensprozesses der Zellen. Wenn die Blüte durch Destillation, Äther oder heißes Fett abgetötet wird, hört der Lebensprozess und damit die Bildung von flüchtigem Öl auf natürliche Weise auf. Wenn die Schnittblume jedoch über Fett gelegt wird, lebt sie noch lange und strahlt Gerüche aus, die beim Enfleurage-Prozess vom Fett aufgenommen werden. - Jede Jasmin- und Tuberoseblume ähnelt einer winzigen Fabrik, die ständig winzige Mengen Parfüm ausstößt. Jasmin zum Beispiel produziert 4-5 mal mehr ätherisches Öl als zu irgendeinem Zeitpunkt in der frischen Blume vorhanden ist und Tuberose bis zu 12 mal mehr. Bei Ölen aus diesen Blüten ist der Ertrag höher als bei Extraktionsverfahren mit flüchtigen Lösungsmitteln. Nur die reine Blüten ohne Kelchblätter oder Stiele werden dann über diese Fettschicht (Enfleurer) verteilt. Um die Oberfläche des den Blüten ausgesetzten Fettes zu vergrößern, werden kreuz und quer Furchen mit einem Spatel durch das Fett gezogen. Je nachdem was für Blüten, werden diese 12 bis 24 Std. eingelegt, manchmal auch 48 Std. So hat jede Blüte ihre eigene Einlegezeit und es gehört viel Erfahrung dazu dies zu wissen und natürlich viel Zeit zum ausprobieren, dass man es weiß. Die Blüten werden so eng gelegt, dass sie sich ganz leicht berühren. Ein zu langes Einlegen ist nicht förderlich, da dann Stoffe absorbiert werden, die dem guten Duft nicht dienlich sind. Und eine zu kurze Einlegezeit schmälert den Ertrag. Die ganzen Blüten werden bis zu 30x gewechselt. Hier kommt dann ein weiteres Problem. Man hat oftmals nicht so viele Blüten, die bei einem Wechsel pro Tag praktisch 30 Tage (bei 12 Std. 15 Tage) verfügbar sind. Hier muss man bei einem Anbau schon vordenken, dass eine unterschiedliche Blütezeit entsteht. Bei Wildblüten wird es auch nicht einfacher, hier einen Bestand zu finden, bei der eine Blütezeit über 1 Monat vorhanden ist. Hier gehört viel Vorarbeit dazu um die unterschiedlichen Wachstumsperioden in versch. Landstrichen mit ein zu kalkulieren. Ein weiteres Problem ist die Schimmelbildung über so einen langen Zeitraum. Da gibt es ein paar Möglichkeiten, auf die ich aber jetzt nicht eingehen möchte, da es sonst zu ausführlich wird.
Nun kommt die Defleurage. Entfernen der Blüten aus dem Fett. Hier muss man sehr sorgfältig arbeiten und die Blüten und noch so kleine Teile wieder aus dem Fett entfernen. Notfalls mit einer Pipette. Diese Defleurage hat einen ebenso hohen Stellenwert wie die Enfleurage. Jetzt werden wieder frische Blüten eingelegt, bis das Fett gesättigt ist. Und dies kann, wie schon erwähnt bis zu 30x erforderlich sein.
Dann kommt das ganze Fettgemisch in Alkohol. Hier sollte das Fett intensiv mit dem Alkohol verrührt werden. Mindestens eine Woche stehen lassen und jeden Tag häufig umrühren. Dann ist es bereit zum absieben. Der Alkohol muss restlos aus dem Fett. Durch Pressung und Abkühlung. Am Schluss wird der Alkohol abdestilliert und übrig bleibt die wertvolle Essenz. Diese Einführung sollte nur einen kleinen Einblick in die Welt der Enfleurage geben. Manche Schritte sind nur angeschnitten und nicht vollständig, dazu wäre es hier zu aufwendig. Eines ist jedoch klar. Enfleurageöle gehören zu wertvollsten Blütenölen überhaupt und lässt sich mit keiner anderen Gewinnungsmethode vergleichen.
CO²-Extraktion
In den letzten Jahren hat eine neue Herstellungsmethode von ätherischen und fetten Ölen auf sich aufmerksam gemacht, die ich Ihnen kurz vorstellen möchte: die CO2-Extraktion. Hier handelt es sich um eine Hochdruck-Extraktion mit natürlicher Quellkohlensäure. Quellkohlensäure dürfte wohl jedem bekannt sein, der schon einmal Mineralwasser mit Kohlensäure getrunken hat, im Schwäbischen als „Sprudel“ bekannt. Die zur Herstellung benötigten Pflanzen, Blüten, Wurzeln und Samen werden unter großem Druck unter Zuhilfenahme eben dieser Quellkohlensäure ausgezogen. Das normalerweise gasförmige CO2 wird dadurch flüssig und entzieht ohne Hitze und sehr schonend den Pflanzen ihre Öle. Es durchdringt praktisch wie ein Lösungsmittel das Pflanzenmaterial und man erhält die ätherischen Öle, die in der Pflanze verborgen sind, und auch fette Öle z.B. bei den Samen, je nachdem, was man erreichen will. Die Total-Extrakte enthalten zu den ätherischen Ölen auch alle anderen Begleitstoffe, während bei den Selektiv-Extrakten die ätherischen Öle im Vordergrund stehen.
Bei den fetten Ölen kommt man so zu einer beachtlichen Ausbeute bei Samen, während sich bei einer Kaltpressung sehr wenig oder gar kein fettes Öl gewinnen lässt. Oftmals werde ich nach den Unterschieden zwischen einer Kaltpressung und einer CO2-Extraktion befragt. Hier würde ich sagen, dass sich bei einer CO2-Extraktion insgesamt mehr Inhaltsstoffe im Endprodukt befinden als in einer Kaltpressung. Beim Unterschied von einer selektiven CO2-Extraktion zur Gewinnung des ätherischen Öls im Gegensatz zur Wasserdampfdestillation gilt ähnliches, da hierbei auch Inhalts- und Begleitstoffe ins Endprodukt gelangen, die von ihrer Hitzeempfindlichkeit her bei einer Wasserdampfdestillation verloren gehen. So ist zum Beispiel beim Kamille CO2-Extrakt das hitzeempfindliche Matricin noch im Urzustand, welche eine größere entzündungshemmende Eigenschaft aufweist als das bei der Wasserdampfdestillation in das blaue Chamazulen umgewandelte Matricin; oder beim Kalmus CO2-Extrakt bleiben die hitzeempfindlichen Sesquiterpenlactone, die Acorone, insbesondere Acoragermacron, unzerstört erhalten.
Der Duft einer CO2-Extraktion ist komplexer, authentischer, runder und gehaltvoller und entspricht mehr dem Originalduft der jeweiligen Pflanze, ist jedoch von der Duftstärke her oftmals geringer. Das dementsprechende ätherische Öl aus Wasserdampfdestillation hat meistens eine stärkere Kopfnote, aber es gibt auch Ausnahmen wie z.B. ein CO2-extrahiertes Jasminöl, das mit einer so exzellenten Kopfnote eine dermaßen starke Dominanz zeigte, wie ich es bei einem normalen Jasminöl noch nicht gesehen bzw. gerochen habe. (Selten erhältlich) Dies sind aber Ausnahmen, beim Jasmin sowieso, da ja die Jasminöle keine Destillationsöle sind.
Ein weiterer Unterschied besteht in den mitführenden Scharfstoffen bei der CO2-Extraktion, zum Beispiel bei Pfeffer, Chilli, Paprika, Ingwer etc. Diese sind in einem CO2-Extrakt oft enthalten, können aber auch durch bestimmte technische Verfahren auf Wunsch des Auftraggebers je nach Einsatzmöglichkeit in Lebensmitteln fehlen.
CO2-Extrakte sind somit gleichwertige Öle (Extrakte) zu den Destillations- oder fetten Ölen, mit zugegeben, kleinen Unterschieden. Vielleicht wäre noch ein nicht unerheblicher Unterschied hervorzuheben. So können wir Ihnen einige CO2-Extrakte anbieten, die als ätherische Öle von der Herstellung gar nicht möglich wären und als Absolue-Öle viel zu teuer sind. Seit 30 Jahren verteufle ich synthetische Parfümöle, weil sie dem Labor entspringen und billiger Plunder sind. Durch die CO2-Extraktion ist es mir aber möglich, Ihnen ein Fliederöl zu präsentieren, das erstens zu 100 % natürlich ist und zweitens den Originalduft des Flieders in etwa, beinhaltet. Das sind eben die kleinen, aber doch feinen Unterschiede.
In unserer anschließenden Duft-Galerie können Sie inzwischen etliche sehr edle und feine Düfte entdecken, die mit der CO2-Extraktion hergestellt sind.
Kaltpressung
Aus den Schalen aller Citrusfrüchte lässt sich ein ätherisches Öl durch mechanische Kaltpressung gewinnen. Die Essenz wird anschließend nur noch zentrifugiert und filtriert, um sie von Wasser und festen Teilen zu trennen. Dieses Verfahren ist ebenfalls sehr schonend, da keine erhöhten Temperaturen erforderlich sind. Durch den hohen Anteil an Monoterpen – Kohlenwasserstoffen, die nach einer gewissen Zeit bei Luft, Licht und Wärme oxidieren, sind die Citrusschalenöle nicht so lange haltbar, jedoch habe ich Lagerversuche angestellt, die zeigen, dass bei entsprechend kühler und dunkler Lagerung ein Orangenöl gut mehrere Jahre haltbar sein kann. Unsere Citrusöle haben einen schnellen Durchgang und sind immer relativ frisch. „Alte“ Citrusöle werden von der Farbe her fast schwarz und stinken.
Galerie
Zum Abschluss noch einige Bilder von der Herstellung und Verarbeiteung unserer Ätherischen Ölen und Hydrolate.